Big Size Temporary Tattoo
Kurzzeitiges Tattoo mit dem Motiv eines Totenkopfes, einer Schlange und einem Schwert.
Wenn schon ein Tattoo, dann auch ein richtig großes, scheint sich der vermutlich lange noch nicht volljährige Käufer dieser temporären Tätowierung zu denken. Anstatt scheu und kleinmütig mit einer Miniaturrose oder einem dezenten Delfin an unauffälliger Stelle, möchte er wirken wie der abgebildete, tätowierte Rocker auf der Verpackung, der selbstversunken, mit geschlossenen Augen und sinnlich geöffneten Lippen einen Power-Akkord aus seiner steil gestellten E-Gitarre leiert oder wie die dazugehörige Blonde, die im roten Abendkleid in die blonden Strähnen greift und zwischen den Schulterblättern die Darstellung eines Dolches präsentiert, der in die schwellend geöffneten Blätter einer zartrosa Blüte dringt. Und weil Weniger also keineswegs Mehr ist, fällt die Wahl auf ein Motiv, das eine gold-braun gemusterte, grünäugige Schlange zeigt, die sich in komplizierten Windungen zwischen den bedrohlichen Reißzähnen und durch die überraschende Öffnung zwischen den Augenhöhlen eines erstaunlicherweise gehörnten menschlichen Schädels hindurch schlängelt, um schließlich in graziler Biegung über dem reich verzierten Griff eines den Schädel durchbohrenden Dolches den Blickkontakt mit dem Betrachter zu suchen. Es bleibt zu sagen, dass dieses Big Size Temporary Tattoo ebenfalls über ein nicht zu verschweigendes Potential für die weniger ironiefreie Nutzung verfügt. MEZ
Das Totenkopfmotiv auf Kleidung und anderen Gegenständen wurde erstmals in den 1970ern in der Punk-Bewegung Teil einer modernen Sub- und somit Jugendkultur. Das Interesse der Punks entstand aus einer Affinität der Bewegung gegenüber dem Tot und einem Interesse für viktorianische Literatur wie Frankenstein oder Dracula. Häufig im Zusammenhang mit düsteren Farben war das Sujet anfangs besonders rebellisch und entgegen jeglicher gesellschaftlich-bürgerlicher Normen. Um die Jahrtausendwende wurde das Motiv auch abseits individueller Szenen sehr populär, als Designer*innen wie Alexander McQueen oder Marken wie Ed Hardy ihre Klamotten mit Totenköpfen und Skeletten bestückten. Folglich verschwamm die rebellische Assoziation des Motivs und der Totenkopf entwuchs einzelnen Subkulturen und fand Einzug in die Populärkultur. NR
Hier ist im Jahr 2001 das Model auf Mcqueens’ Modeschau im Totenkopf Look zu sehen. (Ab Minute 11:36) www.youtube.com/watch?v=K4k...
Weitere Information: www.deutschlandfunk.de/tote...